Erklären Sie!

 

Mercedes. Manchmal genügt ein einziges Wort, um eine bestimmte Vorstellung hervorzurufen. Ich wette, Sie denken jetzt an ein Auto mit Stern. Vielleicht auch schon an das, was Sie damit verbinden: Proll. Hightech. Deutsche Wirtschaft. (?) Vielleicht fällt einigen auch der weibliche Vorname dazu ein - Mercedes - aber bestimmt erst in zweiter Linie. So ist es auch mit Begriffen wie Gott, Kirche, Bibel, Pastor oder Gottesdienst. Sobald eines dieser Wörter fällt, wird im Gehirn ein Programm abgerufen. Wir haben umgehend eine Vorstellung im Kopf und oft genug ist diese auch schon bewertet!

 

Ich fürchte, dass viele von den Begriffen, die für regelmäßige Kirchgänger verständlich und (hoffentlich) auch positiv besetzt sind, für kirchenferne Menschen alles andere als positiv und verständlich sind. Der eine denkt bei „Gott“ vielleicht an seinen total liebenden und versorgenden Vater im Himmel. Der andere verbindet mit dem gleichen Wort eine Art übermächtige Bedrohung, also ein Thema, mit dem man sich lieber nicht beschäftigt.

 

Ich habe im Nachfolgenden mal eine Tabelle aufgestellt, mit christlichen Begriffen und -meiner Meinung nach- deren Bedeutung für kirchendistanzierte Leute. Diese basiert nicht auf erhobenen Umfragen. Aber da ich selbst ein kirchenferner Mensch war, mute ich mir mal eine gewisse Kompetenz zu.

 

Begriff (Wort)

Bedeutung für Kirchenferne

(spontane, emotionale Vorstellung - ohne lange zu überlegen)

Gott

groß, gefährlich, weit weg  (ggf. unwahr)

Kirche

altes, ungemütliches Gebäude

Gottesdienst

LANGWEILIG

Jesus

fanatisch

sterbender Mann am Kreuz

Bibel

Das langweiligste Buch der Welt

unverständlich, unwichtig

Gnade

altbackenes Wort

Barmherzigkeit

mittelalterliches Wort

heilig

abgehoben (Hält sich für was Besseres.)

Abendmahl

Ritual, nix richtiges zu essen

Predigt

LANGWEILIG, einschläfernd

selig

-???-

Auferstehung

angeblich, unwissenschaftlich

Glaube

nicht wissen, Vermutung

Pastor

Mann in schwarz

Apostel

irgendwas mit Kirche

HERR

alt, groß, bedrohlich

Herrlichkeit

-???- alt, groß, weiß man nicht

Sünde

geil

(Das was ich nicht darf, aber eigentlich will.)

(Es gab mal eine Fernsehzeitschrift „TV Sünde“. Warum benennt jemand etwas so, wenn es nicht positiv assoziiert wäre?)

Diakon

irgendwas mit Kirche, alt, langweilig

 

Wenn ich „Garten“ sage oder „Highspeed-Internetanschluss“, dann haben Sie auch eine bestimmte Vorstellung im Kopf. Ich habe diese Tabelle bewusst negativ gehalten. Sie erhebt nicht den Anspruch, jede Meinung vollständig & korrekt widerzuspiegeln. Ich möchte einen gewissen Trend aufzeigen. | Man könnte auch folgendes Experiment machen: Legen Sie einem Jugendlichen zwei Kärtchen vor die Nase. Auf dem einen steht „GNADE“, auf dem anderen „HANDY“. Zu welchem wird er greifen? Wo fangen die Augen an zu leuchten?! (Wenn es sich um Ihre Konfirmanden handelt, bitten Sie sie ehrlich zu sein!)

 

Was tun?!

 

 

1) Attraktivere Wortwahl

Schauen Sie, ob man für den einen oder anderen Begriff nicht attraktivere Worte findet, die die Sache trotzdem treffen! So könnte aus „Kirchencafé“ (Kirche=negativ) zum Beispiel „GemeinschaftsCafé“ oder nur „Café“ werden. Wie wäre es mit „Torten & Kaffee“? Je nach dem was Sie anbieten. „Klönschnack“, „DialogCafé“, „Frage- & Antwort-Café“ | Nutzen Sie die Kreativität, die Gott Ihnen gegeben hat!! Machen Sie nicht künstlich einen auf cool, aber stehen Sie zu dem was Sie sind und haben!

 

2) Erklären Sie die Worte!

Die wahrscheinlich wichtigere Möglichkeit ist: Erklären Sie die Worte!!!

 

ERKLÄREN,  ERKLÄREN,  ERKLÄREN,  ERKLÄREN!!!

 

Es ist schön, wenn Sie wissen was Gnade oder Barmherzigkeit ist. Aber das ist kein Wort, das häufig in der Fußgängerzone fällt! Orientieren Sie sich an Geschäften oder der Werbung: Jedes neue Produkt wird sofort erklärt! Es werden ständig die Vorteile genannt! Kurz & knackig, so dass jeder es versteht! Firmen versuchen immer attraktiv zu sein! | Aber -GANZ, GANZ WICHTIG: Seien Sie authentisch!!! Als Kirche dürfen wir nicht lügen! Und wir wollen auch nicht komisch aufgesetzt wirken.

 

2 a) Erklären Sie Gottes Wort!

In Neh. 8,8 ... -Sorry- In der Bibel, im Buch Nehemia, Kapitel 8, Vers 8 heißt es:

 

 

Und sie [die Priester] übersetzten das Wort Gottes

in die Umgangssprache und erklärten das Wort,

damit das Volk es wirklich verstehen konnte.

(Nehemia 8,8)

 

Das haben die schon vor 2.500 Jahren gewusst! Zu einer Zeit, als das Volk (Israel) keine bis wenig Ahnung von Gottes Wort hatte, wurde extra ein Podest gebaut, die Priester (Leviten) kletterten rauf und dann geschah folgendes:

 

a) Sie lasen Gottes Wort vor.

b) Es wurde übersetzt.

Da das Volk damals aramäisch sprach, das Wort Gottes aber in hebräisch verfasst war, wurde es Stück für Stück übersetzt. | In der "Hoffnung für alle" (Bibelübersetzung) heißt es noch so wunderbar: 'Es wurde in die UMGANGSSPRACHE übersetzt'. Fantastisch!

c) Es wurde erklärt.

DAMIT DAS VOLK ES WIRKLICH VERSTEHEN KONNTE! Wow! Das ist so herrlich zielgerichtet!  Die hatten ein ZIEL, die Jungs!  Die wollten etwas erreichen! Nämlich, dass das VOLK ES VERSTEHEN würde. Die haben nicht nur ihren Job gemacht. 

(Je nach Bibelübersetzung kommt dies leider mehr oder weniger knackig rüber.)

 

 

2 b) Erklären Sie auch die kirchlichen Dinge,

wenn Sie auf diese Gegenstände nicht verzichten wollen. | Eine Kanzel zum Beispiel, kann für jemanden der es nicht weiß, sehr „von oben herab“ wirken. Dann sind da noch so Schnitzereien oder Reliefe dran, die ULTRA-altbacken und zentimeter-staub-altmodisch wirken. ZUDEM auch noch unverständlich! Was meinen Sie, wie das auf einen Jugendlichen wirken muss!? Aber auch auf Erwachsene unter 50!

 

Ich selbst habe erst vor wenigen Monaten (zufällig!!) durch ein YouTube-Video erfahren, warum über der Kanzel immer so eine komische 'Mütze' hängt. Wozu hat die Kanzel noch ein Dach?! In der Kirche regnet es doch nicht! Soll das die 'heilige Abgehobenheit' des Pastors zeigen?? Oder was?... 

 

Nein. Das Ganze ist ein „Schalldeckel“! Und das hängt mit der Akustik zusammen, vor Erfindung der Mikrophone. Das habe ich nicht gewusst! Ich habe mir auch nie Gedanken drüber gemacht. Aber wenn ich mir den Wikipedia-Artikel innerhalb von 2 Minuten durchlese, kommt mir der Gedanke: „Hey, das ist ja Hightech des Mittelalters!  Wow!“  Und dann finde ich es wieder geil! | Also: Entweder raus mit dem Gedöns (denn die Funktion wird heute nicht mehr gebraucht!) Oder erklären!

 

Setzen Sie zum Beispiel einen Link von Ihrer Webseite auf den Wikipedia-Artikel. Denn mit jeder Sache, die ein Unkundiger anfängt zu verstehen (egal ob Gottes Wort oder Kirchendinge) wird das Gesamtbild über die Kirche ein Stückchen heller! | Und fangen Sie nach 5 Jahren wieder von vorne an, denn dann sind neue Leute da.  https://de.wikipedia.org/wiki/Schalldeckel

 

(Als ich diesen Artikel schrieb, hatten wir es eine Woche vor dem Sonntag „Quasimodogeniti“. Geht's da um einen buckligen Glöckner – oder was soll das?!) Das wäre eine Sache, die würde ich weglassen.

 

 


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